Umgang mit Scheitern

Wir alle scheitern manchmal beruflich oder privat, öfter als wir es zugeben wollen. Misserfolge sind ein fester Bestandteil unseres Lebens. Sie treffen uns wie ein Schock, z.B. bei einer Entlassung, oder schleichend und schmerzhaft, wie bei einer Scheidung. Aber auch Ablehnung hat den Beigeschmack von Scheitern. Einzig gemeinsam ist allen Menschen, die scheitern, dass sie davon nicht unberührt bleiben. Aber nicht alle wissen, wie sie damit konstruktiv umgehen können.


Scheitern öffnet Tür und Tor zu einer grossen Anzahl möglicher Emotionen, die unser Verhalten beeinflussen: Schuldgefühle, Scham, Selbstzweifel, Wut, Grübelei, Enttäuschung, Fassungslosigkeit, das Gefühl betrogen worden zu sein, Vorwürfe, Trauer oder Angst sind nur einige typische davon.


Wie erleben Sie das Scheitern am eigenen Leib? Verursacht es bei Ihnen eine innere Blockade oder spornt es Sie an zu neuen Zielen? Sprechen Sie offen darüber oder verkriechen Sie sich? Nehmen Sie sich Zeit, den Misserfolg zu analysieren und vielleicht daraus eine Lehre zu ziehen oder Ihre Taktik anzupassen? Gehen Sie in der Zeit nach dem Scheitern achtsam mit sich um oder haben Sie die Tendenz zur unerbittlichen Selbstkasteiung?


Unsere Selbstwahrnehmung nach dem Scheitern ist stark abhängig davon, wie man Scheitern in unserer Herkunftsfamilie thematisiert: Wird es als wertvoller Bestandteil der Lebenserfahrung angesehen, von der man sich wieder erholt und danach weitermacht, oder als etwas Beschämendes und Enttäuschendes, was Vorwürfe und Strafen nach sich zieht oder aus Scham totgeschwiegen wird?


Alles im Leben hat zwei Seiten, so auch das Scheitern. Nicht dass wir scheitern, sondern wie wir damit umgehen, macht uns als Menschen aus.


Spitzensportler sind hervorragende Beispiele, wie jeder Misserfolg beim Wettkampf in einen positiven Erfahrungswert im Angesicht des nächsten Wettkampfs umgewandelt werden kann. Dabei verlassen sich Spitzensportler auf die Unterstützung ganzer Teams von Trainern, Beratern und mentalen Coaches. Diese sind nicht nur dafür zuständig, ihre Schützlinge siegesfähig zu machen, sondern auch dafür, sie nach dem Scheitern wieder körperlich und mental aufzubauen für den nächsten Wettkampf. Wie ein Resultat vom Sportler selbst beurteilt wird, ist allerdings auch von anderen Faktoren abhängig: ein Aussenseiter oder Neuankömmling wird den zweiten Platz als Gewinn einstufen, während manche Champions alles als Scheitern empfinden, was nicht die Goldmedaille ist. Scheitern ist also nicht absolut, sondern liegt im Auge des Betrachters und ist abhängig davon, welche Ansprüche man an sich selbst stellt und welchem Wettbewerbsdruck man ausgesetzt ist.


Wer sich auf dem Arbeitsmarkt bewirbt, muss immer damit rechnen, abgelehnt zu werden. Das ist keine Schande und hat nichts mit dem Wert einer Person zu tun. Immer öfter übernehmen Algorithmen das Aussortieren von Bewerbungen gemäss einiger stereotyper Faktoren. Manchmal sind wir überqualifiziert, manchmal fällt unser Stellenprofil der Konjunkturschwankung oder internen Restrukturierung zum Opfer. Aber wir empfinden es dennoch als persönliches Scheitern, weil unsere Vorbereitung sorgfältig und unsere Hoffnung gross war. Dann fällt es uns schwer, aufzustehen, die Krone zu richten und mit einem Lächeln zur nächsten Bewerbung überzugehen.


Dennoch ist genau das gefragt: Resilienz, Glaube an die eigenen Ressourcen, Unbeirrtheit und mentale Stärke. Zusammen können wir, falls Sie Bedarf haben, mit Methode und Fokus daran arbeiten, Ihren Ansporn und Ihr Selbstvertrauen zu boosten, damit Sie immer gerüstet sind für den nächsten Anlauf. Denn vielleicht ist die ideale Stelle bereits in Reichweite.


Ihre Tatjana Gaspar

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